Quantcast
Channel: hessnatur Magazin
Viewing all articles
Browse latest Browse all 399

Das Brandschutzabkommen für Bangladesch

$
0
0

BangladeschWer diesen Blog verfolgt, erinnert sich vielleicht daran, dass es vor den Bundestagswahlen im August eine Podiumsdiskussion zu fairer Bekleidung im Frankfurter Nordend gab, wo es auch um das Rana Plaza-Unglück in Bangladesch im April 2013 ging, bei dem ein neunstöckiges Gebäude einstürzte, das mehrere Textilfabriken beherbergte. Dabei wurden 1127 Menschen getötet und 2438 weitere verletzt. Das Unglück löste weltweit Betroffenheit und Empörung aus.
In der Folge begannen sich Hersteller aus Europa, den USA, Asien und Australien zu einem Abkommen für Gebäudesicherheit und Brandschutz zusammen zu schließen. Im Mai 2013 unterzeichnete auch hessnatur das Abkommen. Hörte sich erst Mal gut an, doch vor kurzem habe ich mich gefragt, was daraus geworden ist.
Ich beschloss also, bei Kristin Heckmann aus dem Bereich Corporate Responsibility nachzufragen, worauf sich die rund 100 Textilunternehmen aus 19 Ländern (Stand 17. Oktober 2013) denn in dem Abkommen festgelegt hätten. Kristin Heckmann und Rolf Heimann aus dem Bereich Corporate Responsibility waren bei dem Treffen der Gewerkschafter IndustriALL und UNI sowie mit Firmenrepräsentanten in Genf dabei.
Kristin erzählte mir, dass sich alle beteiligten Textilunternehmen zunächst dazu verpflichtet hätten, für fünf Jahre mit den Herstellern in Bangladesch zusammenzuarbeiten. Das gebe den Fabriken Planungssicherheit und sei eine realistische Laufzeit, um Maßnahmen umzusetzen.
Dazu gehört eine umfassende Dokumentation. Alle Unternehmen melden die Daten ihrer Produzenten in Bangladesch an Fair Factories Clearinghouse, einer gemeinnützigen Organisation mit Sitz in New York, die an ethischer Produktion interessierten Unternehmen dabei hilft, durch Dokumentation und Datenverarbeitung, Arbeitsplätze in Fertigungsbetrieben fairer zu gestalten. Die Textillabel, die am Brandschutzabkommen beteiligt sind, melden, wo sie produzieren, wie viele Stockwerke die Fertigungsstätten haben, das Auftragsvolumen usw. Die Daten werden in einer Software abgelegt, die dabei helfen wird, Verbesserungsmaßnahmen effizient zu gestalten.
Mit den gesammelt Daten macht Fair Factories Clearinghouse dann einen Sicherheits-Screen, bei dem jedes Gebäude nach Sicherheitskriterien bewertet wird. Es geht um Brandsicherheit, Fluchtwege und Statik. Aber auch allgemeine Gesundheitsaspekte, etwa die Luftzufuhr. Sollten aufgrund dieser Bewertung Betriebe bei der Umrüstung geschlossen werden müssen, sind Ausfallzahlungen für die Betroffenen Arbeiterinnen vereinbart worden. Dafür müssen alle beteiligten Textilunternehmen Geld in die Hand nehmen. Die Höhe der Beiträge richtet sich nach dem Umfang der Produktion der einzelnen Unternehmen.
hessnatur ist dem Abkommen beigetreten, weil Sozialstandards generell ein großes Anliegen für uns sind und weil wir uns mit einem so großen und wichtigen Projekt zur Verbesserung von etwa zwei Millionen Arbeitsplätzen in 1600 Textilbetrieben solidarisch erklären. Seit 2005 sind wir (erstes deutsches) Mitglied der Fair Wear Foundation und entwickeln unsere hausinternen Instrumente zur Sicherstellung fairer Produktionsbedingungen bei unseren Herstellern immer weiter.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 399

Trending Articles